Die Gewinnung von Kupfer setzt Schmelztemparaturen voraus, die mit Holz nicht zu erreichen sind. Durch die Verkohlung werden Hölzer in einem Maße mit Kohlenstoff angereichert, dass sich der Heizwert gut verdoppelt und sich dem von reinem Kohlenstoff annähert. Bereits vor ca. 7000 Jahren waren beispielsweise im alten Palästina die experimentellen Stadien abgeschlossen und die Verfahren industriell angewandt worden. Grundsätzlich unterteilt man den Aufbau des Meilers in 6 Phasen.
Der Holzeinschlag
Der Einschlag des Holzes findet sinnvollerweise in der Vegetationspause zwischen Ende Oktober und Ende März statt. In dieser Zeit ist das Holz am ärmsten an Saft und die Holzmasse am geringsten. Im Hinblick auf einen guten und raschen Trocknungsverlauf ist es vorteilhaft, wenn das Spalten des Holzes mit maximal 18 cm Durchmesser unmittelbar im Anschluß an den Holzeinschlag erfolgt. Die gespaltenen, 1m langen Stücke werden dann so gestapelt, daß die Luft besten Zutritt zum Holz hat.Der natürliche Trocknungsverlauf des Holzes dauert etwa 1 Jahr. Dann ist der Gleichgewichtszustand zwischen dem Wassergehalt des Holzes und dem der Umgebungsluft in etwa hergestellt. Zur Herstellung von Holzkohle sind grundsätzlich alle Holzarten geeignet, von der Birke über Ahorn, Kiefer, Buche bis zur Linde. Man errichtet einen Meiler in der Regel mit einer Holzart.
Für den 94er Meiler wurden uns vom Forstamt St. Wendeler Land ca. 60 Festmeter Durchforstungsholz im Gemeindewald zugeteilt, das sind rund 85 Raummeter. Damit war die Auswahl für den Meilerbau groß genug, um die besten Stücke verbauen zu können, obwohl bekannterweise die Walhauser Köhler auch „aus krummen Hölzern gute Kohle machen.“
Richten der Meilerplatte
Wenn der Köhler im Wald seine Meiler aufsetzte, griff er immer wieder auf die alten Meilerplatten ( Abb. 1 ) zurück, auf denen er seit ihrer Erschaffung gekohlt hat. Jede neue, noch so gut hergerichtete Meilerplatte, ist immer weniger wert als eine bereits genutze. Der Grund für diese Bevorzugung ist der, daß ein neuer Platz immer weniger Ausbeute liefert. Der Holzkohlenertrag fällt 10 – 25 % niedriger aus. Der Köhler sagt: Eine neue Kohlestelle frißt Holz.
Abb. 1: Bodenplatte
Es gibt keinen eindeutige Erklärung für diesen Mindererlös. Vermutlich liegt der Grund darin, daß das zurückbleibende Kohleklein ( vom Meiler vorher ) in Vermischung mit Erde gerade so eine Durchlässigkeit beziehungsweise Undurchlässigkeit des Untergrundes schafft, wie sie für den Kohlevorgang am vorteilhaftesten ist. Diese Erfahrung nutzend, wird Original – Meilererde von historischen Meilerplatten geschürft, angekarrt und derart verteilt, daß der Boden der Meilerplatte um gut 20cm ( bezogen auf einen Radius von 4m ) zur Mitte hin ansteigt.
Die Bewandnisse hierfür sind folgende:
- auftretende Kondensate aus dem Verkohlungsprozess sollen nach außen gedrängt werden
- der Luftzug soll angeregt werden
In der Geschichte werden zur Lage der Meilerplatte folgende Kriterien ausschlaggebend gewesen sein:
- möglichst geschützt, hinter Wind gelegen
- in der Nähe der Schläge
- Anwesenheit von Wasser
- möglichst mehrere Meilerplatten in nächster Nähe ; dieser Aspekt half mit, Erträge zu steigern. Es ist anzunehmen, daß sich gleichzeitig mehrere Meiler in unterschiedlichen Betriebszuständen befanden und sogar einer im Aufbau, der andere bereits in der Ausbeute.
Stellen des Quandels
Der nächste Arbeitsschritt ist das Errichten des Zündschachtes, Quandel genannt ( Abb.2 ). Der Quandel besteht aus vier Buchenstangen, die in den Boden gerammt sind. Die Stangen bilden einen Querschnitt von 40 x 40cm und sind mit Querhölzern zu einem starren Gerüst verbunden. Die Quandelstangen sind etwas länger als der Meiler hoch wird und werden nach Beendigung der Aufbauarbeiten angepasst. Der Quandel wird mit Buchenzweigen umflochten und nimmt später die Zündglut auf. Ferner hat er eine Stützfunktion für das gesetzte Holz. Zunächst bleibt der Quandel leer.
Abb. 2: Quandel
Der Holzaufbau
Der Holzaufbau ist die interessanteste Tätigkeit im Verlauf der Aufbauphase. Endlich wird ein Fortschritt erkennbar.
Der Aufbau beginnt erwartungsgemäß mit dem ersten Gesetz aus der Mitte heraus. Die ersten Hölzer sind dünner, gespalten und werden mit der Spaltseite nach innen, zunächst senkrecht stehend gegen den Quandel gelehnt. Der Aufbau schreitet mit dickeren Hölzern kreisförmig fort; ob Wald – oder Spaltseite innen, spielt nun keine Rolle mehr. Mit dem Erreichen des zu erwartenden Durchmessers werden die Hölzer zusehens schräger gestellt. Ist das erste Gesetz nahezu vollständig aufgebaut, wird es zunächst ausgezirkelt und ausgebessert. Dann wird mit dem zweiten Gesetz begonnen. Der weitere Vorgang entspricht dem vorherigen. Sieht man vom Quadelgestänge abwärts auf das erste Gesetz hinunter, so bietet sich dem Betrachter das folgende Bild ( Abb. 3 ). Ziel ist es, den Füllgrad so hoch wie möglich zu halten, das heißt möglichst wenig Zwischenraum einzubauen. Zwischenraum bedeutet für den späteren Betrieb Unterbrechung der Wärmeleitung und Stauraum für gasende Destillate. Das ist nicht erwünscht, weil die Gefahr besteht, daß der Meiler seine Decke stellenweise abwirft.
Abb. 3: HolzaufbauDas dritte Gesetz erfordert ein wenig Anpassarbeit der Holzstücke. Dieses Gestz ist eigentlich nur ein halbes. Das Holz wird maßgeschnitten, damit der Meiler am Kopf eine sanfte Wölbung erhält ( Abb. 4 ). Mit Abschluß des Holzaufbaues lassen sich die Abmaße angeben = in einem parboloiden Körper mit 7,5m Durchmesser und 2,5m Höhe sind 50rm Holz verbaut. Der Begriff Meiler ist lateinischen Ursprungs: miliarius = tausend enthaltend. Beim Anblick dieses Unikums läßt sich nur schwer abschätzen, aber dennoch erahnen, daß es aus ca. 3000 einzelnen Elementen besteht.
Abb. 4: Holzaufbau
Decken
Der Prozess der Verschwelung wird erst dadurch ermöglicht, daß Luft nur in geringerem Maße und immer kontrollierbar ins Meilerinnere strömen kann. Um dies zu erreichen, erhält der holzfertige Meiler im nächsten Schritt eine feuerfeste Decke. Bei der “ Deutschen Meilerköhlerei “ ist diese Decke doppelt und besteht aus dem sogenannten Rauhdach und dem sogenannten Erddach. Die dem Holz zugewandte Seite ist das Rauhdach. Je nach Landstrich besteht diese Decke aus Rasen, Laub, Moos, Fichtenzweigen, Farnkraut, Heide, Schilf u. ä.. Wir verwenden wegen ihrer Buschigkeit Douglasienzweige. Die erste Funktion dieser Zweige besteht darin, daß sie gut gegen durchrieseln der zweiten Decke abdichtet. Die zweite Funktion dieser Zweige besteht darin, daß sie das Tragegerüst für die zweite Decke darstellt. Das Anlegen des Rauhdaches beginnt von unten. Die unteren Zweige stüzen sich auf dem Boden ab, die weiteren Zweige verhaken sich ineinander und stützen sich gegenseitig ab ( Abb. 5 ).
Abb. 5: Rauhdach
Sobald die erste Decke vollständig angelegt ist, folgt die Errichtung des Erddaches (Abb. 6). Dieses besteht oder bestand je nach Landstrich aus einem feuchten Gemenge von lehmiger Walderde und Kohlengries, oder auch aus frischem Waldhumus. Das Erddach ist erneut zweigeteilt, und besteht in der unteren Lage aus Wasenstücken. Diese wurden mit dem Wiesenbeil rechteckig aus der Wiese gehauen. Mit dieser Schicht wird die Dichtigkeit hergestellt. Wo es erforderlich ist, liegen auch Wasenstücke doppelt übereinander, hauptsächlich am Fuß des Meilers. Die Grasseite ist zum Meiler hingewandt, damit so wenig wie möglich Erdreich ins Innere des Meilers gelangt.
Abb. 6: Erddach
Während der erste Teil des Erdaches flott von der Hand geht nimmt der zweite Teil mehr Zeit in Anspruch. Er ist gewissermaßen der Glattstrich und Fugenfüller und besteht aus purem Lehm(Abb. 7). Er wird streichfähig angesetzt, mit der bloßen Hand aufgetragen und mit der Glättkelle verstrichen. Diese Arbeit am Erddach ist sehr intensiv und verlangt einem auch während des späteren Betriebes ständige Wartungsarbeiten in Form von Nässen und Schließen von Rissen ab. Diese Art der gesamten Bedeckung ist mittlerweile Standart des Meilerbaus in Walhausen. Die dicke von Rauh- und Erddach beträgt mindestens 10cm, am Meilerfuß sind es gut 30cm. Der bedeckte Meiler erreicht nun einen Durchmesser von 8,20m und in der Höhe von ca. 2,70m. Damit ist die Arbeit am Meiler selbst abgeschlossen, jedoch noch nicht in seiner nächsten Umgebung.
Abb. 7: Lehmdach
Richten des Windschirms
Im letzten Arbeitsschritt zur Vorbereitung auf den Betrieb wird ein Windschirm errichtet. Er kann nur entbehrt werden, wenn die Meilerplatte wirklich windgeschützt liegt. Er hat die Aufgabe, scharfe oder ständig aufliegende Wind zu besänftigen, damit sich die Luvseite des Meiler´s nicht vorentwickelt und die Verkohlung einseitig abläuft. Der Windschirm besteht aus einem Skelett aus Stangen und Säumlingen und wird wiederum mit Douglasienzweigen umflochten. Er muß mindestens die Höhe des Meiler´s haben ( Abb. 8 ). Er hat in jedem Falle seine Daseinsberechtigung, darüber hinaus wirkt er nicht einmal störend in seinem Umfeld.
Abb. 8: Windfang
Nun kann die Feuerarbeit beginnen, das heißt, der Meiler kann in Betrieb gehen.